Lernen in der Hängematte - 16 Tage Schülerakademie

Als Teilnehmerin der Deutschen SchülerAkademie (DSA) durfte ich eine außergewöhnliche und prägende Erfahrung machen. Die DSA ist ein deutschlandweites Programm, welches sich an motivierte Schülerinnen und Schüler der Oberstufe richtet, die Freude am Lernen haben und neugierig auf unkonventionelle Themen sind. So besucht man 16 Tage lang einen Kurs, welcher sich einer bestimmten Thematik zuwendet und hält Präsentationen, löst Aufgaben und verfasst wissenschaftliche Texte, ohne Zwang und Leistungsdruck. Ich hatte das Glück, an der Akademie Clemenswerth in Niedersachsen teilnehmen zu dürfen und möchte meine Eindrücke gerne teilen.

In den ersten zwei Ferienwochen fuhr ich nach Sögel im Emsland. Mit einem ganz mulmigen Gefühl und ein paar Zweifeln stieg ich in den Zug. Als ich dann nach 6 Stunden Reise den Marstall Clemenswerth erreichte und die ersten Freundschaften schloss, waren meine Ängste überwunden. Die Atmosphäre bei der Schülerakademie war von Anfang an sehr familiär, obwohl wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, aus verschiedenen Teilen Deutschlands kamen. Die Kursleiter:innen waren sehr kompetent und Experten im Fachgebiet, welches der jeweilige Kurs behandelte. Sie schafften es, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären und regten uns zur kritischen Auseinandersetzung an.

Ich besuchte den Kurs „Wohlklingende Existenzen“, welcher sich mit Fixpunktsätzen, Numerik und Schwingungen beschäftigte. Wir erarbeiteten ungefähr 80% Mathematik und 20% Musik, aber im Gegensatz zur Schule auf Universitätsniveau. Das sorgte natürlich für viel Kopfzerbrechen, aber führte auch dazu, dass jeder sein eigenes Tempo finden konnte.
Die Kursarbeit lässt sich mit einer Autobahn vergleichen, wenn man annimmt, dass die Teilnehmer:innen die Autos sind. Wer eine Pause brauchte, machte diese und konnte dann wieder Fahrt aufnehmen und in seiner persönlichen Geschwindigkeit weiterlernen. Wenn man wollte, konnte man auch die Überholspur nehmen und ein schnelleres Tempo einlegen.

Trotz der Ungezwungenheit im Kurs waren die Tage sehr strukturiert, aber immer sehr abwechslungsreich. Fester Bestandteil war das Plenum um 8:30 Uhr (sonntags glücklicherweise erst um 14:30 Uhr), bei welchem wir gemeinsam sangen und den Tagesplan besprachen.
Neben den 5 Stunden täglicher Kursarbeit boten Teilnehmende, sowie Kurs- und Akademieleitende, Aktivitäten und Vorträge an. Ich fand Spaß am Impro-Theater und Stand-up-Comedy. Andere Angebote waren Paartanz, Turnen, Badminton, Judo, Häkeln, das Knüpfen von Armbändern, Powerpoint-Karaoke und vieles mehr. Neben dieser Auswahl an Möglichkeiten fanden täglich die Chor- und Orchesterproben, welche in einem großen Abschlusskonzert resultierten, statt. Dies führte dazu, dass ein Akademietag mal gefühlte 28 Stunden hatte. Im Umkehrschluss hieß das für alle, welche ihre Abende gerne mit diversen Aktivitäten verbrachten: Kaffee statt Schlaf.

Ein weiterer zentraler Bestandteil der Akademie war die Exkursion, welche mich nach Emden führte. Dort besichtigten wir die Stadt, den Hafen und die Kunsthalle, welche zu diesem Zeitpunkt eine feministische Ausstellung über Werke von Künstlerinnen präsentierte.
Andere feste Termine waren die Rotation und Dokumentation. Bei der Rotation hielt man wissenschaftliche Vorträge über die Kursinhalte und diskutierte diese anschließend mit den Teilnehmenden aus anderen Kursen. Die Dokumentation, wobei jeder einen Teil beitrug, wurde schriftlich erarbeitet. Wissenschaftliche Manuskripte und Quelltexte untermauerten unsere eigenen Ergebnisse. Die Erarbeitung und die Verschriftlichung unserer Gedanken erfolgte dann auch mal nachmittags in der Hängematte oder auf den Sofas im Foyer.

Insgesamt war meine Teilnahme an der Deutschen Schülerakademie eine unvergessliche Erfahrung. Die intensiven Kurseinheiten, die vielfältigen Aktivitäten und vor allem die Möglichkeit, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen und anzufreunden, haben meinen Horizont erweitert und meinen Wissensdurst gestillt - jedenfalls bis ich dann wieder in Mühlhausen zurück war.
Das waren wirklich die besten Ferien und ich würde es sofort wieder machen, wenn ich könnte!

Text & Fotos: Helene Röhrig

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